Vorplanungsphase ist bereits gestartet
Ganz konkret sind wir bei diesem Vorhaben für die Dresdener Firma Bahnkonzept mit an Bord. Wir sind derzeit in der Vorplanungsphase für die Bötzowbahn. Anfang des Jahres waren mehrere Messtrupps zur Bestandsvermessung vor Ort. Wir erstellten neue Lagepläne für die gesamte Strecke und Lagehöhenpläne für zehn Bahnübergänge. Außerdem wurde bereits die Kilometrierungslinie festgelegt. Das ist wichtig für den nächsten Schritt: die Trassierung und Haltepunktplanung sowie die Festlegung, wo die Strecke zweigleisig geführt werden soll.
Zu Beginn gab es ein weißes Blatt Papier
Das Projekt ist besonders spannend, weil wir die Pläne komplett neu erstellen dürfen. Das hat einen historischen Hintergrund: Die Bötzowbahn ist ein Kapitel der deutsch-deutschen Teilungsgeschichte. Mit dem Mauerbau im Jahr 1961 wurde die Verbindung ins nördliche Berliner Umland gekappt. Nach der Wende nutzte der heutige Eigentümer – die Havelländische Eisenbahn (HVLE)– die Gleisanlagen bisher zum Abstellen von Güterzügen und Lokomotiven sowie zum Reparieren und Warten von letzteren. Die ursprünglichen Planunterlagen haben die Teilungshistorie der Strecke nicht überdauert. Also starteten wir unsere Arbeit buchstäblich auf einem weißen Blatt Papier. Wir begannen mit der Recherche, besorgten Stadtkarten und trugen zuerst Grundlagendaten zusammen.
Lösungen finden, umdenken und lernen
Die HVLE ist außerdem eine Nichtbundeseigene Eisenbahn (NE-Bahn). Das macht das Projekt für uns speziell in unseren Aufgabengebieten Festpunktfeld-Messungen, Streckenführung und Trassierung interessant. Denn für NE-Bahnen befolgen wir ein anderes Regelwerk sowie andere Prüfvorgänge, als wenn wir für die Deutsche Bahn vermessen. Das bedeutet: Neu denken und überlegen, wie wir vorgehen können. Dabei lernen wir viel. Zum Beispiel die Arbeit mit der Oberbau-Richtlinie für NE-Bahnen. Das macht sehr viel Spaß und weckt gewissermaßen auch unseren Erfindergeist. Besondere Herausforderungen ergeben sich bei der Vermessung insbesondere in der Trassierung, da der Reaktivierungsabschnitt viele stark befahrene Straßen kreuzt. Auch diese Situationen schlüsseln wir mit unserer Vermessungsarbeit auf. Dafür haben wir die Trasse tachymetrisch aufgemessen und mit dem Laserscanner Daten von einem Bahnübergang sowie zwei Eisenbahnüberführungen erfasst.
Was uns bewegt: Wir bewegen Menschen
Das Gefühl ist für uns jedes Mal kaum greifbar, wenn wir mit als erste an die Orte kommen, an denen in naher Zukunft wieder täglich ÖPNV-Züge fahren werden. Es ist auch für uns als Vermessungsprofis etwas Besonderes, an einer Streckenreaktivierung für den Personennahverkehr beteiligt zu sein. Wenn die S-Bahn zwischen Johannesstift und Berlin-Spandau in Zukunft wieder rollt, werden wir dort einsteigen und das Ergebnis unserer Arbeit live genießen können.
Mit Bahnkonzept haben wir schon einmal erfolgreich zusammengearbeitet – während des Infrastruktur-Forschungsprojektes INDRES. Klingt spannend? Im Magazin haben wir darüber berichtet.